Wissen, Spiel und Spaß
für dich und deinen Hund

von Christiane Weigel, Hundeverhaltensberaterin
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Korrigieren oder loben … oder beides?

Hundeverhalten & Kommunikation

© by Christiane Weigel

Moderne Trainingsansätze kurz und knapp erklärt

Hier mal eine kurze Gegenüberstellung, was eigentlich mit welchem Begriff gemeint ist. Dabei ist es sehr wichtig zu sehen, dass die Worte „positiv (hinzufügen)“ und „negativ (wegnehmen)“ wissenschaftlich zu verstehen sind:

  • Positive Belohnung
    „Fein gemacht, Fiffie, hier ist dein Leckerlie“
    Für erwünschtes Verhalten gibt es eine direkte Belohnung (Leckerlie, Lob, Spiel…).
    Auswirkung: Der Hund kann sich freuen
    Folge: erwünschtes Verhalten wird öfter gezeigt
  • Negative Belohnung
    „Braver Fiffie. Wenn du den anderen Hund nicht anpöbelst, ist auch die Leine wieder locker.“
    Für erwünschtes Verhalten wird ein unangenehmer Reiz entfernt (z.B. Leinendruck)
    Wirkung: Der Hund kann erleichtert aufatmen
    Folge: erwünschtes Verhalten wird öfter gezeigt
  • Positive (direkte) Korrektur
    „Lass das Fiffie, ich schimpfe doch nicht aus Spaß mit dir.“
    Für unerwünschtes Verhalten wird ein unangenehmer Reiz hinzugefügt (z.B. Leinenzuppel, Schimpfen,…)
    Wirkung: der Hund kann beeindruckt bis verunsichert sein
    Folge: unerwünschtes Verhalten wird seltener gezeigt
  • Negative (indirekte) Korrektur
    „Wenn du nicht aufhörst mein Bein zu rammeln, streichele ich dich nicht mehr.“
    Für unerwünschtes Verhalten wird ein Belohnung entzogen (z.B. Streicheln, Spiel,…)
    Wirkung: der Hund kann frustriert sein
    Die Folge ist: unerwünschtes Verhalten wird seltener gezeigt

„Wattebäusche werfen“ als Methode

Das s.g. gewaltfreie Training basiert ausschließlich! auf positiver Belohnung (also Leckerchen rein, braver Hund). Das Gegenteil davon ist schlicht das Ignorieren des unerwünschten Verhaltens. Wenn es gut läuft, hat der Hund das verstanden und wird sich selbst korrigieren, um seine Belohnung abzuholen. Der Lohn ist in der Regel lebenslanges Rumtragen von Leckerlies in der Jackentasche… Wers mag…

Das Fehlverhalten wird also ignoriert und ein erwünschtes Alternativverhalten mit Belohnung konditioniert. Ich sehe das nicht so rosa und schließe mich einer gängigen Forschungsmeinung an: Auf diese Weise sage ich meinem Hund zwar was ich gut finde, aber eben noch lange nicht, was ich doof finde.

In meiner Welt klingt das ein bisschen unfair. Da es aber auch mal erfolgreich funktionieren kann, wenn man sehr konsequent und beharrlich vorgeht, hat es sicherlich seine Berechtigung.

Training mit Aversivreizen

Aversives Arbeiten kommt aus der klassischen Verhaltenstherapie. Unerwünschtes Verhalten wird mit unangenehmen Reizen verknüpft.
Eingesetzt werden z.B. lautes Schimpfen, der Leinenzuppel oder auch der Einsatz von Wasserflasche, Disks, Rasselketten usw.  Hierbei ist wirklich gut zu überlegen, ob es sinnvoll und zielführend ist. Dein Hund kann auch sehr schnell angstbesetztes Fehlverhalten entwickeln, das ganz sicher nicht im Sinne des Erfinders ist.

Auf ein Fehlverhalten folgt eine positive Korrektur:
Fiffie sieht das Eichhörnchen macht sich steif und will los sprinten… Ein spürbarer Leinenzuppel, ein kräftiges „Lass das, Fiffie“. Der Hund wird sich bestenfalls überlegen, ob er das richtig blöd findet und entscheidet sich, brav neben dir zu bleiben.

Schmerzreize:
Ich bin ABSOLUT GEGEN den Einsatz von Schmerz als Trainingskonzept. Davon abgesehen, dass es tierschutzrelevant ist und ganz sicher nichts mit moderner Hundeerziehung zu tun hat. Das Argument, speziell Problemhunde seien nur so zu „erziehen“ kann nicht gelten. Es ist und bleibt berechtigterweise ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Außerdem ist die Wirkung langfristig eher negativ und führt oft zu einer Verstärkung des eigentlichen Problems.

Die „Reward-based-Learning“-Methode (Lernen durch Belohnung)

Bild von Andrés Carlo auf Pixabay

Meine bevorzugte Trainingsvariante mit der besten Erfolgsquote:
In der Kombination von positiver Belohnung und negativer Korrektur kann der Hund über seine emotionale Befindlichkeit (Freude und Frust) erwünschtes Verhalten zeigen und das unerwünschte Tun unterlassen. Ich halte das für fair und logisch.

Ein kleines Beispiel:
Mein Hund zieht an der Leine, weil er einen Schnüffelfleck spannender findet als mich. Ich zuppel kurz und angemessen an der Leine und sage „Lass das“ (positive Korrektur). Mein Hund sagt „Ah ok, das magst du nicht“, ist beeindruckt und unterlässt das zerren. Bestenfalls schaut er mich fragend an. Ich lobe ihn und gebe ihm ggf. ein Leckerlie (positive Belohnung). Dadurch dass damit auch der Leinenzuppel wegfällt habe ich noch eine negative Belohnung hinzugefügt und mein Hund kann erleichtert weitergehen. Alles prima – guter Hund.

Fazit:

Welche Methode auch immer – Wunder gibt es selten und ein Patentrezept steht auch nicht zur Verfügung. Es wird immer mit individuellen Konzepten für die spezielle Mensch-Hund-Verbindung gearbeitet.
Die Ideen dazu entstehen aus dem speziellen Thema, dem Charakter und Verhalten des Hundes und deiner eigenen Energie und Fähigkeit.